Vor einiger Zeit wurde die Schulhistorische Sammlung in Wuppertal für einige Monate geschlossen. Aber warum diese drastische Maßnahme?
Was bisher geschah
Die Schulhistorische Sammlung, die sich seit 1998 in Wuppertal-Vohwinkel befindet, und seit ihrer Gründung 1987 von Rolf Platte geleitet wurde, hat seit Juni 2019 eine neue Leitung: Melody Stach. Gemeinsam mit Klaus Jankowski und Finlay Schmitt widmet sie sich seither der Aufarbeitung und Überprüfung der Sammlung. Leider wurde bei der Durchsicht der sich im Museum befindlichen Objekte, ein teils starker Ungezieferbefall feststellt, der dringenden Handlungsbedarf erforderlich machte. Da sich zudem einige der Exponate in schlechtem Zustand zeigten und aufgrund von Brandschutzbestimmungen einige Räume für Besucher nicht länger zugänglich sind, entschloss man sich für eine Generalüberholung des Museums und seiner Sammlung.
Der Stand der Dinge
Zum jetzigen Zeitpunkt sind sowohl die Buchbestände neu geordnet, als auch die Tierpräparate vollständig gesichtet und beurteilt worden, wobei es einige spannende Entdeckungen gab. So fanden sich nicht nur seltene Objektbestände wie Schülerhefte und allerhand Werke zur Pädagogik unter den wiederentdeckten Schätzen, sondern auch echte (Anatomie-)Skelette, die als vermeintlich stumme Zeitzeugen eine ganze Menge über ihre Zeit und ihr Leben zu berichten wissen. Die Tierpräparate befinden sich nun in der Bearbeitung. Auch wenn einige wenige nicht zu retten oder zu stark mit Chemikalien belastet sind, ist ein guter Teil noch in einem Zustand, der eine Restauration, beziehungsweise einen Erhalt rechtfertigt. Da man beschlossen hat, dass man künftig ein neues didaktisches Konzept und eine überarbeitete Ausstellung präsentieren will, werden dennoch nicht mehr alle Tierpräparate in den Vitrinen zu sehen sein.
Das Rätsel um die Knochenkiste
Die Skelette gehören zu den momentan spannendsten Objekten in der Sammlung. Nach dem überraschenden Fund in einer Holzkiste und der ordnungsgemäßen Meldung, begann eine spannende Suche nach der genauen Herkunft, an deren Anfang die gewissenhafte Untersuchung der Knochen und die Ermittlung von Geschlecht, Sterbealter und Körpergröße stand. Dankbarer Weise waren die teil-präparierten Skelettteile in Zeitungspapier gewickelt, sodass sehr rasch feststand, wann sie in die Kiste gelegt wurden, nur die Herkunft blieb zunächst unklar. Ganz gelöst ist das Rätsel zwar noch nicht, aber man ist auf einem guten Weg.
Die dunklen Kapitel der Schulgeschichte
Auch die dunklen Kapitel der Schulgeschichte sind, wie sich zeigte, im Museumsbestand vertreten. Damit seien an dieser Stelle nicht die pädagogisch fragwürdigen Ansätze zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts gemeint, sondern die Jahre 1933 bis 1945. Die Zeugnisse aus dieser Zeit stellen mit Sicherheit die unrühmlichste Inventargruppe des Museums dar, die nichtsdestotrotz an dieser Stelle Erwähnung finden soll, da ein Museum, insbesondere ein geschichtliches, immer auch die Aufgabe hat aufzuklären. Daher wird in Zukunft ein Schwerpunkt auf der wissenschaftlichen Bearbeitung dieses Materials liegen.
Ein Ausblick in die Zukunft
Als nächstes Etappenziel stehen die Gründung eines Fördervereins und die Sortierung des Kartenmaterials im Keller an. Langfristig soll die gesamte Sammlung inventarisiert und digital erfasst werden. Ein besonderes Anliegen sind zudem die Provenienz-Forschung und die Zusammenarbeit mit Universitäten, um die Bearbeitung des Materials zu bewältigen. Seit Januar 2020 startet man mit einer neuen Ausstellung aber wieder voll durch. Sie sind herzlich eingeladen, das Museum zu besuchen und sich von neuen alten Geschichten überraschen und in den Bann ziehen zu lassen. So haben Sie Schule noch nie erlebt!
Text: Melody Stach
Hauptbild: Klaus Jankowski
Bild der Kiste: Melody Stach