Mehrere Personen stehen in einer Seilbahn und fahren einen Berg hoch.

Reise nach Oberstdorf

Eine Busreise mit dem Bürgerverein Vohwinkel nach Oberstdorf im Oberallgäu

Am 02.09.2018 starteten einige Mitglieder und Freunde des BVV Vohwinkel eine abwechslungsreiche Busreise von 8 Tagen mit dem Fahrer Timo und dem Laune Bus nach Oberstdorf. Das Ziel war das 4,5 Sterne Alpenhotel Oberstdorf.

Jeder Morgen begann mit einem abwechslungsreichen Frühstücksbuffet mit Blick auf die traumhaften Berge. Anschließend wurden Ausflüge und Besichtigungen gemäß Programm, jedoch abgestimmt auf das Wetter, durchgeführt. Wegen Nebels und schlechter Sicht wurden Besichtigungsfahrten mit dem Bus auch schon mal vorgezogen und Fahrten mit der Seilbahn auf Tage mit besserer Sicht verlegt. Dadurch war unser Programm stets bestens abgestimmt und durchorganisiert. Am Abend erwarteten uns zum Abschluss des Tages stets ein genussvolles leckeres Buffet und gute Gespräche mit unseren Tischnachbarn.

Am 2. Tag lernten wir bei einem geführten Stadtrundgang den beschaulichen, heilklimatischen Kur- und Kneippkurort Oberstdorf und seine malerische Umgebung kennen. Einst eine Alemannensiedlung, deren Bewohner Ackerbau betrieben, ist der Ort heute sowohl im Sommer als auch im Winter ein bei Touristen beliebtes Urlaubsziel. 1902 eroberte der Skilauf die Alpen, 1910 fanden die ersten Allgäuer Skimeisterschaften statt. Im Kern von Alt-Oberstdorf gibt es unter an- derem zahlreiche Dorfbrunnen aus Holz zu entdecken. Nach der Ortsführung bildeten sich kleine Gruppen. Einige machten einen Stadtbummel, andere nahmen in einem Restaurant einen Imbiss. Anschließend fuhren alle entweder mit dem Bus oder mit der Taxe zurück zum Hotel.

Am 3. Tag fuhren wir nach Hohenschwangau, einem auf Schlosstourismus ausgerichteten Ort. Von hier aus machten sich einige zu Fuß, andere per Bus oder Kutsche auf den Weg zum Schloss. Schon von weitem grüßte das wie aus einem Märchen entsprungene Schloss Neuschwanstein mit seinen Türmchen und Zinnen von einem bewaldeten Felsen herab. Mit dem Bau dieses prächtigen Schlosses erfüllte sich Ludwig II. einen lang gehegten Traum seiner Kindheit. 1869 begannen die Bauarbeiten an Neuschwanstein, einem Schloss aus einer Mischung romanischer und gotischer Stilelemente sowie byzantinischer Kunst. Bereits damals wurden neueste technische Errungenschaften wie Heißluft-Zentralheizung und automatische Toilettenspülung sowie auf allen Etagen fließendes Wasser installiert. Es gab sogar ein elektrisches Klingelsystem. Ludwig II hat sein Schloss nie fertig errichtet gesehen. Bereits einige Wochen nach seinem Tod wurde es der Öffentlichkeit zur Besichtigung freigegeben. So sahen wir bei einer Führung den prunkvollen Sängersaal mit seinen Wandbildern und Motiven aus der Opernwelt, den Ludwig zur Veranstaltung von Konzerten errichten ließ. Wir durchschritten seine Schlafräume, Speisezimmer und den Thronsaal. Ein Thron ist jedoch nicht vorhanden, da Ludwig während des Innenausbaus verstarb. Nach der Besichtigung wanderten, fuhren oder trabten wir wieder zurück zum Bus. Die anschließende Busfahrt führte uns durchs Tannheimer Tal nach Oberjoch. Dort legten wir auf Empfehlung von Roland eine Kaffeepause in einem Hotelcafé ein. Über Hindelang ging es anschließend zurück nach Oberstdorf ins Hotel.

Unser am 4. Tag angestrebtes Ziel war das 2224 Meter hohe Nebelhorn mit atemberaubendem Blick auf 400 Alpengipfel. Doch diese phantastische Aussicht mussten wir uns erst einmal erarbeiten. Gleich nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zur Talstation. Was uns dort erwartete, ist unbeschreiblich. Die gleiche Idee wie wir, aufs Nebelhorn zu fahren, hatten an diesem Morgen anscheinend alle Touristen aus Oberstdorf. So reihten auch wir uns in die endlos erscheinende Menschenschlange ein, die fast wie am Flughafen durch etliche Sperren geleitet wurde. Die Sonne schien bereits in diesen frühen Morgenstunden gnadenlos auf unsere Häupter. Nicht jeder hatte sich vorsorglich mit Sonnencreme geschützt. Wir schwitzten, stöhnten und machten uns gegenseitig Mut, wenn es auf dem Weg zur Nebelhornbahn mal wieder ein Stückchen weiterging. Letztendlich hatten auch wir es dann geschafft. Nach 2 Umstiegen erreichten wir die Gipfelstation auf 2224 Meter. Hier bot sich uns ein unbeschreiblicher, überwältigender Ausblick auf die Berge, die im Sonnenlicht fast miteinander zu konkurrieren schienen. Wir machten eine Gipfelumrundung entlang der Nebelhorn-Nordwand mit Blick in 600 m Tiefe und auf die imposante Bergwelt. Es zeigte uns, wie unbeschreiblich schön aber auch gewaltig die Natur ist, es machte uns fast sprachlos. Das Einzige, was man da noch sagen konnte, war: „Ist das schön!

Am 5. Tag stand die Ortsführung per Laune Bus und Reiseführer in Kempten an. Kempten machte auf uns den Eindruck einer quirligen betriebsamen Einkaufsstadt. Ein mit kurzer Hose bekleideter älterer Herr, unser Reiseführer, stieg am verabredeten Treffpunkt in unseren Bus ein. Während der Fahrt durch die Stadt und an verschiedenen Ausstiegen erzählte er uns mit einer mitreißenden Begeisterung Wissenswertes über die Stadt. Kempten war einst eine alte Römersiedlung, sie zählt zu den ältesten Städten Deutschlands. Sie wurde vom römischen Kaiser Tiberius gegründet, behielt aber weiterhin den keltischen Namen Cambodunum. Nach der Zerstörung durch die Alemannen befestigten die Römer die Siedlung mit einem Kastell. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches gründeten Klosterbrüder aus St. Gallen eine Mönchszelle, die sich zu einer Benediktinderabtei vergrößerte. Im Jahre 1213 wurde der Abtei die Grafschaft Kempten als Lehen zugesprochen. 1361 wurde Kempten Freie Reíchsstadt. Als die evangelischen Bürger 1632 das Kloster zerstörten, brandschatzten im darauf folgenden Jahr die Katholiken die Stadt. Nach 1648, der Dreißigjährige Krieg war beendet, begann der Wiederaufbau der Stadt. Händler und Handwerker begründeten nun den Reichtum der Stadt. Waren wie Sensen, Felle und Käse in Fässern wurden bis Wien und weiter die Donau hinunter geliefert, gewebtes Leinen bis ins ferne Südamerika. Heute ist Kempten der größte Ort des Allgäus.

Die Tagesbusfahrt ins Kleinwalsertal, vorgesehen für den 7. Tag, wurde vorverlegt auf den 6. Urlaubstag. Der Himmel war bewölkt, es sah nach Regen aus. Vom 800 Meter hoch gelegenen Oberstdorf fuhren wir in das zu Vorarlberg gehörende und an der Walserschanze beginnende österreichische Kleinwalsertal. Die Fahrt mit unserem Laune Bus führte durch Riezlern, Hirschegg, Mittelberg und schließlich über Baad. Zu beiden Seiten des Tales türmen sich die Berge, im Westen die Gottesackerwände, der Hohe Ifen und das Walmendinger Horn, im Osten Söllereck. Fellhorn, Kanzelwand, Hammerspitze und der hohe Elfer. Das Tal ist deutsches Zollgebiet. Schon vor der Einführung des Euro galt die D-Mark hier als gültiges Zahlungsmittel. Ursprünglich war das Kleinwalsertal ein wildes, unbesiedeltes Gebiet. Das änderte sich Ende des 13. Jahrhunderts. Eine aus dem Schweizer Oberwallis zugewanderte Volksgruppe siedelte sich hier an. Da sie neue Techniken entwickelt hatten, um auch höhere Lagen zu bewirtschaften, waren sie hier gern gesehene Zuwanderer. Nach der Ortsbesichtigung mit dem Bus fuhren wir zurück nach Oberstdorf, legten dort eine Pause ein. Um 15:00 Uhr trafen wir uns vor der Audi-Arena mit unserem Ortsführer. Unter seiner Führung und informellen Begleitung besichtigten wir eines der schönsten und modernsten Skisprungstadien der Welt, die Erdinger Arena, heute Audi Arena genannt. Die Anlage besteht aus der Groß-, einer Normal- und drei Übungsschanzen, deren Auslauf in der Erdinger Arena endet. Während der informativen Führung hatten wir die Gelegenheit, Skispringern bei ihren Skisprungübungen zuzusehen. Mit dem Schrägaufzug und dem Panoramalift fuhren wir zur Sprungschanze hinauf und genossen den einzigartigen Blick vom Schanzenzentrum auf die große Schattenbergschanze.

Der 7. Tag, unser letzter Tag vor der Rückreise, bot uns bei herrlichstem Wetter 2 Highlights. Gleich nach dem Frühstück starteten wir zur Breitachklamm am Engenkopf. Seit 1905 ist dieses eindrucksvolle Naturwunder eine Touristenattraktion. Sie wurde mit 7000 Sprengschüssen und einem Jahr Bauzeit an den Pfaden und Steigen, an den Brücken und Leitern begehbar gemacht. Entstanden ist die Klamm vor 10000 Jahren, als der Breitachgletscher abschmolz und dessen Wasser sich in das Kalkgestein fräste. Mit seiner enormen Kraft hat das Wasser im Laufe der Jahre tiefe Schluchten und faszinierende Gebilde in den Stein geschliffen. So entstand eine 2500 Meter lange Schlucht. Nur selten ist die Kraft und Urgewalt des Wassers lebendiger zu spüren als hier tief unten in der ohrenbetäubend laut rauschenden und tosenden Schlucht. Senkrecht stehen die Felswände, dunkel ist es, feucht, und es gischtet und sprüht. Die Steine sind von Moos und Farn bewachsen. Einige Felsbrocken sehen aus, als würden sie jeden Moment herabstürzen. Der Blick auf diese von der Natur geschaffenen abstrakten Steinformationen war grandios. Unsere Wanderung durch die Klamm dauerte talwärts sowie bergwärts jeweils 1 Stunde. Ein weiteres Highlight war unsere anschließende Auffahrt mit der Fellhornseilbahn zum Fellhorn. Diesen Ausflug hatten wir vom 2. Urlaubstag auf den letzten Tag verschoben. Das Wetter war traumhaft. Einmal in der Höhe angekommen, erwarteten uns unvergessliche Bergmomente. Einige setzten sich in die Sonne, genossen die phantastische Landschaft, einen Kaffee oder ein Bier, jeder wie er es mochte. Eine kleine Gruppe wanderte noch bis zum Gipfelkreuz. Zu dieser Gruppe gehörte auch unser Busfahrer. Jung und dynamisch sprintete er den Berg hinauf. Die ältere Generation erreichte den Gipfel auch, nur etwas viel langsamer. Natürlich wurden Aufnahmen gemacht. Timo, unser Busfahrer, war voll im Einsatz. Etliche fremde Wanderer baten ihn, sie auch am Gipfelkreuz zu fotografieren. Den Weg vom Gipfel zur Station zurück schaffte auch die ältere Generation etwas schneller. Nach einer kleinen Stärkung machten sich die Gipfelstürmer zu Fuß auf den Weg zur tiefer gelegenen Station. Hier konnten sie Enzian, Silberdistel, Zwergstrauchheide, Alpenrose, Windröschen, Latschenkiefer, Heidelbeere, Preiselbeere und viele andere Pflanzen bewundern. Im Sommer müssen hier die Bergblumenwiesen unvorstellbar farbenprächtig aussehen. Leider waren die meisten Wildpflanzen schon verblüht. Das Fellhorn gilt als das artenreichste Naturschutzgebiet und als der schönste Blumenberg Deutschlands.

Am Ende des letzten Tages nach dem Abendessen saßen alle Teilnehmer noch beisammen, ließen die vergangenen Tage Revue passieren: die herrlichen Ausflüge auf die Berge, die wunderbare Landschaft mit den idyllischen Orten und den grünen Tälern, die Wunder der grandiosen Natur und das gelungene Zusammensein mit der Gruppe und dem Busfahrer Timo, der durch sein umsichtiges Fahren und seine Bereitschaft, Ausflüge dem Wetter anzupassen, zum Gelingen unserer Reise beigetragen hat. Zufrieden, gut erholt und gut gelaunt begaben wir uns am 09.09.2018 auf den Heimweg von Oberstdorf nach Wuppertal. Alle Urlaubstage im Allgäu waren wunderschön, unterhaltsam, lehrreich und vielseitig. Alle Teilnehmer sind sich einig, es war eine wunderbare gemeinsame Zeit mit vielen interessanten und wissenswerten Eindrücken, mit Timo, unserem Superbusfahrer, mit Reiner Schmidt, unserem Organisator und nicht zu vergessen: mit einer Supertruppe.


Autoren: Gerda und Reiner Schmidt