Die Kunststation im Bahnhof Vohwinkel sagt Danke dem Bürgerverein Vohwinkel
Als wir vor fünf Jahren mit unserem nichtkommerziellen Projektraum, der Kunststation im Bahnhof Vohwinkel, an den Start gingen, gab es im gesamten Wuppertaler Stadtgebiet kaum noch adäquate Ausstellungs- und Präsentationsflächen für in Wuppertal lebende und arbeitende bildende Künstler und Künstlerinnen. Aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar. Bis auf zwei große Ausstellungen pro Jahr in der Stadtsparkasse am Islandufer in Elberfeld blieben den Kollegen lediglich Arztpraxen, Autohäuser, Restaurants oder Altenheime und Gemeindesäle oder Kliniken zur Präsentation ihrer Werke. Der Auftritt in der Von der Heydt-Kunsthalle war ihnen zu dieser Zeit bereits seit vielen Jahren verwehrt. Die lokalen Kunstvereine und Galerien schmückten sich durchgängig mit Künstlern von außerhalb. Die Möglichkeit, sich an eine, zu der Zeit bereits seit fünf Jahren bestehende Initiative, dem Bürgerbahnhof Vohwinkel anzuschließen und aus einer ehemaligen Expressgut-Abfertigung im Leerstand an einem aktiven Bahnhof in der damals noch unterschätzten Peripherie einen Projektraum für gegenwärtige und mittlerweile auch zukünftige, künstlerische Positionen zu kreieren, fühlte sich damals für meinen Mann und mich an, wie ein Sechser im Lotto – wie ein großes Fenster, das sich unverhofft öffnete, nachdem alle Türen sich spontan hinter uns geschlossen hatten. Denn unser langes, hartes Auftragsarbeitsleben in der Welt des ersten Kunstmarkts war kurz zuvor unvermittelt beendet worden. Wenn ich heute zurückschaue, was wir aus dieser existenziellen, persönlichen Krise gemacht haben, für uns und auch für unsere Kollegen, wenn ich überlege, welche Dynamik aus den Gesprächen, die wir gefühlt mit jedem Einzelnen unserer ca. 6000 Besucher vom Minister bis zum Obdachlosen in der Kunststation geführt haben, entstanden ist, kann ich sagen, dass sich die Anstrengungen, die oft über unsere Kräfte gingen, voll umfassend gelohnt haben. Alle Menschen, die sich in ihrer freien Zeit um Aufgaben kümmern, die liegen bleiben, obwohl sie zur Grundversorgung in Städten gehören, wissen, warum sie dies tun – warum sie ehrenamtlich tätig sind. Sie wissen, wenn sie es nicht tun, fällt das Angebot, das sie freiwillig aufrechterhalten ersatzlos weg. Jetzt kann man sich fragen, wozu brauche ich an einem Bahnhof, an dem es noch nicht einmal mehr eine öffentliche Toilette gibt, Kunst und kulturelle Erlebnisse? Warum stützt ein 125 Jahre alter Bürgerverein zwei assoziierte Projekte, den Bürgerbahnhof Vohwinkel seit 10 Jahren und die Kunststation im Bahnhof Vohwinkel seit 5 Jahren im Rücken, damit beide einen Bahnhof mit Leben füllen und ihn zu einem Erlebnisort mit Aufforderungscharakter werden lassen?
Das Beleben eines sonst vernachlässigten, öffentlichen Verkehrsknotenpunkts durch Kultur, in einem Stadtteil mit wenig bis keinem Kulturangebot – darin sieht der Bürgerverein Vohwinkel einen relevanten Auftrag für sich und fördert uns nach Kräften, ermutigt uns, das eigene Quartier an dieser Stelle selbst mitzugestalten und hofft einen Bezug, eine Identifikation mit der eigenen Heimat für alle hier vor Ort herzustellen. Ein zufriedenes Gefühl mit dem eigenen Lebensumfeld aufrechtzuerhalten und uns Bürgern Vertrauen in die Zukunft mitzugeben. Für diese Weitsicht, für diese visionäre Kraft sagt hier an dieser Stelle die Kunststation im Bahnhof Vohwinkel dem Bürgerverein Vohwinkel herzlich: DANKE! Wenn Sie sich jetzt fragen, was die Kunststation im Bahnhof Vohwinkel, was das Ehepaar Lowisch im Moment anstellt? Wenn Sie vielleicht das Gefühl haben: Jetzt ruhen sich die Beiden wohl erst einmal aus, um wieder zu Kräften zu kommen, da das 5Nischenprojekt, die 5-teilige Skulpturengruppe auf dem Bahnhofsvorplatz es nach großer Vorleistung tatsächlich seit April 2019 in den offiziellen Bestand der Sammlung des international renommierten Von der Heydt-Museums geschafft hat aufgenommen zu werden – mit Inventar – und Versicherungsnummer, als Kunst im Öffentlichen Raum der Stadt Wuppertal. Das dieses harte Brett erstaunlicherweise durchbohrt ist und zwei Privatpersonen somit endlich aus der persönlichen Haftung entlassen sind, wäre für so manchen ein Quantensprung, den es erst einmal zu feiern gilt. Vielleicht mit ein paar Tagen Ferien im eigenen Schrebergarten in den Binsen am Schlüssel in Vohwinkel. Da wir aber Kunstarbeiter sind, brauchen wir keinen Urlaub. Es geht also gewohnt spektakulär weiter: Wir vermitteln Kunstverständnis und das nächste Projekt ist schon in vollem Gange: Eckehard Lowisch wurde im Mai 2019 von Prof. Dr. Uwe Schneidewind, dem Präsidenten des weltweit renommierten Wuppertal Instituts, zum ersten Zukunftskünstler erklärt, da er die Kriterien eines Zukunftskünstlers in Eckehard Lowisch erkennt.
Seit Mai 2019 läuft das längerfristig angelegte, performative Kunstprojekt: Jahresgabe 2019. Was ist die Jahresgabe 2019? Um sich bei Freunden und Förderern des 5Nischenprojekts zu bedanken, stellt Eckehard Lowisch insgesamt 1991 Gipsrepliken eines Original Marmorbildwerks her und bietet jede Replik für nur 91 Euro pro Stück zum Verkauf an. Der Clou: 19 Euro des Erlöses spendet der Bildhauer an den Kunst- und Museumsverein des Von der Heydt-Museums und weitere 19 Euro, zweckgebunden, an die Kunststation im Bahnhof Vohwinkel. So werden zwei Orte gestärkt, die unsere Stadt mit Kunst und Kultur versorgen. Und da die Kunststation keine öffentliche Förderung erhält, es für einen Bildhauer schwer genug ist, von der Kunst zu leben und seine Familie zu ernähren und darüber hinaus ehrenamtlich einen stadtteilprägenden Kunstort mit Leben zu füllen, bitten wir jeden einzelnen von Ihnen, eine Jahresgabe 2019 zu erwerben und uns damit ein „Weiter so!“ zu ermöglichen… und jetzt wird es noch sehr persönlich: Danke Udo.
Autor: Tine Lowisch
Fotos: Anna Riesenweber