Skulpturen des jungen Engels in der Kunststation

Kunststation trotzt Corona

Die Zeiten, in denen wir im Moment leben, sind sehr dynamisch. Genauso, wie das Ausstellen von Kunst nach unserer Auffassung ein dynamischer und kein statischer Prozess ist. So nutzten wir unsere Erfahrung aus unserem Künstlerleben, um flexibel und zuversichtlich auf Ungewöhnliches zu reagieren, direkt vor Ort. Was heißt das? Es heißt, dass wir unsere laufende Ausstellung, mittlerweile hat sie den Arbeitstitel „Die sonderbare Engels2020 Ausstellung“ bekommen, an die aktuelle Lage durchgängig anpassen und sie in ihrer inhaltlichen Gewichtung ständig verändern. Wer die Ausstellung einmal besucht hat, kann also sicher sein, dass er beim nächsten Besuch wieder etwas völlig Neues entdeckt. Mit nur einem Besuch bei uns ist es nicht getan. Aber jetzt mal der Reihe nach.

Ausstellung unter Corona-Bedingungen

Skulpturen des jungen Engels in der Kunststation

Da uns die Ausstellung der „Engels2020 Skulptur – when robots make art“ von Eckehard Lowisch im Lichthof im Rathaus in Barmen – genauso, wie schon zuvor die Möglichkeit im Begleitprogramm der Sonderausstellung „Ein Gespenst geht um in Europa“ im Haus der Jugend in Barmen leider Corona-bedingt ersatzlos gestrichen wurde, haben wir uns dazu entschlossen, erst einmal aus allen Möglichkeiten, die sich im Moment in der Kunststation im Bahnhof Vohwinkel bieten, das Beste zu machen. Dort, wo wir die Situation im Griff haben, bündeln wir alle Optionen, wie man es von uns kennt, gewohnt kreativ und unverdrossen. Bereits im August öffneten wir erfolgreich das erste Mal unter Corona-Bedingungen. Zuvor mussten wir, um die erforderliche Luftzirkulation zu gewährleisten, einige bauliche Veränderungen vornehmen.

Dazu wurde ein großer Teil der durchgehenden Präsentationswand entlang der Fensterseite des großen Ausstellungsraumes entfernt, um die Belüftung durch das Mittel- Fenster zu ermöglichen. Um die AHA Regeln zu gewährleisten, jetzt auch mit L, entwickelten wir ein auf die Räumlichkeiten der Kunststation angepasstes Wegeleitsystem und ein speziell abgestimmtes Sicherheitskonzept.

Symbiosen der Kunstwelt

Schon Anfang des Jahres hatten wir es zugesagt und wir konnten unser Wort tatsächlich halten: An zwei Wochenenden im August kam das offizielle Engels-Porträt von dem Wuppertaler Maler Andreas M. Wiese zu uns. Denn nachdem das Gemälde im Neuen Kunstverein und im Kontor 91 zu sehen war, mussten durch die Corona-Beschränkungen die Gastspiele in der Färberei und in Utopiastadt leider abgesagt werden. Glücklicherweise konnte das Bild seine Reise durch Wuppertal in der Kunststation dann aber fortsetzen. Wie an den vorherigen Stationen bestand auch bei uns die Möglichkeit, an der Fragebogen-Aktion teilzunehmen, die zum Nachdenken über Sinn und Zweck des Bildes und Wertschöpfung  künstlerischer Arbeit im Allgemeinen anregt. Erstmalig traf so der alte auf den Jungen Engels und beide Werke traten in einen künstlerischen Dialog. Unsere Gäste hielten sich zu unserer großen Freude an alle Regeln und waren trotz der Einschränkungen begeistert.

Normalerweise sagen Maler: „Eine Skulptur ist das, was immer im Weg steht, wenn man ein Bild betrachten möchte.“ Und von Bildhauern hört man über Maler und ihre Bilder sagen: „Die hängen doch nur rum.“ Die Aktion, Engels trifft Engels, bewies allerdings: wenn beide sich gegenseitig schätzen, können Maler und Bildhauer eine wunderbare Symbiose eingehen. Und so blieb es nicht alleine nur bei dieser Synergie.

Die mongolesische Sängerin Badamkhorol Samdandamba steht neben einer Engels-Skulpur

An einem besonderen Sonntag im August fanden sich weitere Kulturschaffende am Bahnhof Vohwinkel ein und verwandelten die Bahnhofshalle für eine kurze Zeit in eine Pop-up-Festival Halle, denn zeitgleich mit der Öffnung der Kunststation fand in der Bahnhofshalle eine Veranstaltung des Future Now Frauenmusikfestivals, welches unter anderem im Freibad Mirke unterwegs war, statt. Ein Aufritt der mongolesischen Sängerin Badamkhorol Samdandamba verwandelte mit wunderbar berührenden traditionellen Steppengesängen die Schalterhalle in eine Kathedrale der Kunst – dies begeisterte die Besucher und Passanten, die sich für dieses überraschende Erlebnis mit tobendem Applaus ausnahmslos bedankten.

Außerdem machte sich zur gleichen Zeit an diesem Sonntag eine Wuppertaler Solidaritäts-Expedition mit Lastenfahrrädern vom Bahnhof Vohwinkel aus auf den Weg nach Köln, zum Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste, mit der Idee Wuppertaler Kulturgüter als Gastgeschenke nach Köln zu bringen, um den Vernetzungsgedanken zwischen zwei Kunst- und Kultur-Initiativen zu untermauern. Die Fahrt sollte ein Zeichen der Solidarität sein und den Ideenaustausch zwischen Wuppertal und Köln fördern. Mit dabei waren die Dramaturgin Uta Atzpodien, der Mobilitätsaktivist Tobias Maria Freitag, der Musiker Karlo Alaska Wentzel sowie zu diesem Zeitpunkt der OB-Kandidat Uwe Schneidewind, jetzt Oberbürgermeister von Wuppertal, als Mitinitiator und Schirmherr dieser Aktion.

Solidaritäts-Expedition mit Lastenfahrrädern vom Bahnhof Vohwinkel aus auf den Weg nach Köln

Die Engels2020 Skulptur: Der Junge Engels findet immer mehr Anklang

An drei Sonntagen im September ging die sonderbare ENGELS2020 Ausstellung bei uns weiter. Nicht nur die kunstinteressierten Besucher, auch die Pressevertreter von Tageszeitung, Funk und Fernsehen gaben sich die virenfreie, weil desinfizierte Klinke in die Hand. Die WDR Bergische Lokalzeit, Westdeutsche Zeitung, Wuppertaler Rundschau, Die Stadtzeitung, Radio Kilowatt Talkultur – alle berichteten.

Andreas M. Wiese wird zu seinem Bild interviwet

Darüber hinaus kam auch der bekannte Wuppertaler Filmemacher Michael Baudenbacher in die Kunststation zu Filmaufnahmen und Interviews. Gemeinsam mit Kerstin Hamburg, der Mitinitiatorin von Tanzrauschen e.V., führt er das Engels2020 Film Projekt: „Denk mal, ein Tanzflm-Projekt“ zum Erbe Friedrich Engels und der Diskussion über Erinnerungskultur durch.

Und selbstverständlich kam auch der Fotograf und Filmemacher Ralf Silberkuhl, der das Projekt: „Engels2020 Skulptur – when robots make art“ von Eckehard Lowisch von Anfang an, mit all seinen Corona-bedingten Irritationen kollegial und mit enthusiastischer Begeisterung begleitet, zu uns, um die wunderbare Performance in der Schalterhalle zu dokumentieren.

Wie man sieht findet der Junge Engels von Eckehard Lowisch als Anknüpfungspunkt für vielschichtige Betrachtungen in der Kunststation im Bahnhof Vohwinkel immer mehr Anklang.

Die nächste Möglichkeit die Kunststation zu besuchen bieten wir zur WOGA im Westen am 7. 11.2020 und am 8.11.2020.


Text: Tine Lowisch
Bilder: Gerd Neumann, Eckehard Lowisch & Dietmar Wehr