Am 15. Juli fuhren wir, eine kleine Gruppe des Bürgerverein Vohwinkel e.V., mit unserem Deutschland-Ticket nach Köln. Unser Ziel: Der über 200 Jahre alte Melatenfriedhof, ein Ort der Stille, der Ruhe und Besinnung inmitten der pulsierenden Großstadt, heute Zentralfriedhof von Köln.
Nachdem wir uns zunächst im Café Reichard in Köln gestärkt und auch gut unterhalten hatten, ging es mit der Straßenbahn weiter nach Melaten. Hier wurden wir bereits zur Teilnahme an einer sehr interessanten Friedhofsführung erwartet.

Ab dem 12. Jh. befanden sich auf dem Gelände vor den Stadttoren Kölns der Hof Melaten sowie ein Heim für Leprakranke. Der Name Melaten basiert auf dem französichen Begriff für krank sein „malade“.
Leprakranke galten als Aussätzige, und Aussätzige durften das Gelände aufgrund von Ansteckungsgefahr nicht verlassen. Nur an besonderen Feiertagen zogen sie, mit dem so genannten Schellenknecht voran, in die Stadt und baten die Bevölkerung um Almosen. Mit seinen Schellen warnte der Schellenmann die Kölner Bürger vor zu engem Kontakt mit den Leprakranken und einer daraus resultierenden möglichen Ansteckung.
Zur Erinnerung an das schreckliche Schicksal der Aussätzigen erinnert eine Skulptur des Schellenknechtes, die wir uns natürlich auch ansahen.
Nachdem die Lepra in Europa sozusagen besiegt war, wurde das Leprosenasyl 1767 geschlossen. Bis zum Jahre 1801 wurden die Gebäude als Zucht- und Arbeitshaus genutzt, Kinder aus dem Waisenhaus fanden hier ein neues Zuhause.

Bereits vor der Einweihung des Friedhofes am 29. Juni 1810 war das Gutsgelände Melaten ein Ort des Todes, im Mittelalter war es sogar mit der öffentlichen Hinrichtungsstätte der Stadt ein Ort des gewaltsamen Todes. Zwei Protestanten, Peter Fliesteden und Adolf Clarenbach wurden hier im Jahre 1529 aufgrund ihres Glaubens verbrannt. Während der Zeit der Hexenverfolgungen im 17. Jh. verloren hier mehr als 30 Frauen und Mädchen ihr Leben. Die letzte Hinrichtung erfolgte 1797. Die Hinrichtung des Kirchenräubers wurde wie ein Volksfest begangen, zahlreiche Zuschauer nahmen daran teil. Während der französischen Besatzungszeit in Köln verfasste Napoleon am 12.06.1804 ein Kaiserliches Dekret über die Begräbnisse, das so genannte „Décret sur les sépultures“. Es untersagte aus hygienischen Gründen Beerdigungen innerhalb von Städten, Dörfern und geschlossenen Gebäuden. Es durfte nun auch nicht mehr in Kirchen und auf Kirchhöfen bestattet werden, was die Stadtverwaltung zum Anlass nahm, im Jahre 1804 ein Grundstück auf dem Gelände des ehemaligen Leprosenasyls zu kaufen und hier, außerhalb der Stadt, einen Friedhof anzulegen. Nach der Einweihung des Melatenfriedhofes 1810 durch den Dompfarrer Michael Joseph Dumont wurden die Friedhöfe innerhalb der Stadt geschlossen. Köln hatte nun einen zentralen Friedhof, auf dem durften jedoch bis 1829 nur Katholiken bestattet werden.

Gemeinsam mit unserem Guide schlenderten wir während des herrlichen Sommersonnenwetters über den Melatenfriedhof, durch einen riesigen Park mit uraltem Baumbestand und einer vielfältigen Flora und Fauna im Herzen von Köln, der letzten Ruhestätte für Tausende von Menschen aus den vergangenen Jahrhunderten, mit 55.000 Gräbern.
Das riesige Angebot an überwältigender Natur reizt die Besucher, die Schönheit des Areals zu Fuß zu erkunden, doch aufgrund der Größe der Parkanlage hätten unsere Füße das sicherlich nicht geschafft.
Auf Melaten wurden jahrzehntelang sowohl die Armen als auch die Reichen bestattet. An den Hauptwegen, den so genannten „Millionenalleen“, wurde repräsentiert mit protzigen sehr erhabenen Grabdenkmälern.
Der Sensemann, ein imposantes Grabmal, das von dem Bildhauer August Schmiemann für den wohlhabenden Kaufmann Johann Müllemeister geschaffen wurde, symbolisiert:
„Die Zeit des Lebens ist begrenzt“.

Melaten ist ein Landschaftsschutzgebiet, ein Ort der Ruhe und Besinnung. Hier findet ein Miteinander der Lebenden und der Toten statt. Viele prominente und bekannte Kölner Persönlichkeiten fanden hier im Laufe der Jahre ihre letzte Ruhestätte.
Unser Guide führte uns zu Gräbern diverser prominenter Kölner Bürger und informierte uns über deren Familiengeschichten und beruflichen Hintergründe. So sahen wir unter anderem sehr beeindruckenden Gräber von Industriellen, Erfindern, Politikern und Schauspielern.

Zum Abschluss des Tages kehrten wir auf dem Rückweg zunächst im Augustiner Brauhaus ein und ließen es uns dort sehr gut gehen. Alle waren sich darin einig: Wir durften wieder einmal gemeinsam einen sehr schönen, interessanten und informativen Tag erleben und haben diesen sehr genossen!
Text & Bild: Gerda Schmidt
