Die Vorstandsmitglieder stehen im Unterwasser-Depot mit Helmen und Taschelampen.

Wasser für Vohwinkel, Wasser für Wuppertal

Der Bürgerverein hat sich schon in mehreren Bürger-Infos (BI 95/98/2020-2) mit dem Thema Trinkwasser befasst. Interessant wird das Thema noch einmal, als das vor sich hinschlummernde, auf Vohwinkeler Gebiet liegende Bolthausen immer häufiger genannt wird (BI 2020-2). Dort soll eine Bodenrecyclinganlage errichtet werden. Befasst man sich historisch mit der Trinkwasserversorgung unserer Umgebung, wird immer wieder Bolthausen genannt. Hier befand sich ein wichtiger unterirdischer Wasserspeicher. Es lohnt sich also, einmal etwas näher hinzuschauen, was es damit auf sich hat.

Vohwinkeler Haushalte wurden anfänglich von einem privat betriebenen Wasserwerk versorgt, welches der Gastwirt Lemberg betrieb. Es wurde vom Rottscheidter Bach beliefert. Durch die stark wachsende Industrialisierung und damit verbunden die ansteigende Zahl der Bevölkerung, der Städte Elberfeld und Barmen, aber auch von Vohwinkel, wurde immer mehr Wasser benötigt. Lange verhandelten die beiden Städte Barmen und Elberfeld, wie man dieses Problem lösen will. Es gab keine Einigung. So bevorzugte Barmen den Bau von Talsperren und Elberfeld die Versorgung durch Uferfiltrat vom Fluss. Da sich die Wupper nicht eignete, war sie doch durch die Industrie total verdreckt, fand man eine geeignete Stelle am Rhein bei Benrath. Vorübergehend wurde auch noch Uferfiltrat von der Ruhr gewonnen. In Düsseldorf-Benrath baute man Brunnen und später auch eine Wasseraufbereitungsanlage.

Innenansicht des Unterwasser-Depots.

Als der Wasserbedarf immer weiter anstieg, erweiterte man die Anlage und baute einige Brunnen auf der gegenüberliegenden, linksrheinisch Seite. Das Wasserwerk „Auf den Grind“ wurde 1952 bis 1954 mit einem Dücker, mit einem Rohrdurchmesser von 430 mm, unter dem Flussbett mit der Station Benrath verbunden. Das gewonnene Wasser musste über dicke Rohre Richtung Elberfeld gepumpt werden. Was damals technisch geleistet wurde, bedarf aller Achtung, handelt es sich immerhin um die 1870er Jahre.

Hier einige Angaben, die diese Leistung der damaligen Ingenieure unterstreicht: Das Benrather Wasserwerk liegt etwa auf einer Höhe von 42m, NN (Normalnull bezogen auf dem Amsterdamer Pegel). Die erste Kammhöhe, die erreicht wurde, war Bolthausen mit etwa 226 m NN. Dort baute man einen Erdzwischenbehälter. Dieser Behälter verfügt über 2 Kammern und fasst etwa 10.500m³. Von dort wurde das Wasser nach Elberfeld und weiter auf mehrere Behälter und Wassertürme verteilt und weitergeleitet. Den Höhenunterschied von etwa 180 m konnte die Pumpe im Wasserwerk Benrath nicht schaffen. Es musste ein Zwischenpumpwerk errichtet werden. Dieses entstand in Haan (etwa auf 133 m NN), nahe der Bahnlinie Düsseldorf-Elberfeld-Hagen und günstig gelegen, um das Werk mit Kohle zu versorgen. Verlegt wurden zwei Rohre mit jeweils einem Durchmesser von 550 mm. Bis zur Pumpstation Haan beträgt die Länge 11.239 m und weiter bis Bolthausen noch einmal 5.421m. Das erste Wasser wurde am 29.04.1879 nach Bolthausen und am 4.5.1879 weiter nach Elberfeld gepumpt. Die festliche Einweihung des „Städtischen Wasserwerks Elberfeld“ in Benrath fand am 15.10.1879 statt.

Innenansicht des Unterwasser-Depots.

Die Ausdehnung der Wupperstädte ergab durch die Topografie bedingt immer neue Probleme bei der Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser. Durch den Unterschied der statischen Höhe zwischen den bebauten Höhenzüge und der Talsohle von bis zu 200 m mussten am Hang Druckminderstationen gebaut werden. Auf den Höhen wurden Wassertürme gebaut, um die dortigen Haushalte mit dem statischen Druck mit Wasser zu versorgen. In Vohwinkel wurde unser Wasserturm an der Roßkamper Höhe 1934 gebaut. Er hat eine Höhe von insgesamt 34m) Der Wasserbehälter hat bei einem Fassungsvolumen von 150m³ eine Höhe von 8 m. Inzwischen werden die beiden Wasserspeicher (Bolthausen seit 2008 und der Wasserturm Rosskamp seit 2009) nicht mehr benötigt. Heute gibt es über 17 Wasserspeicher (Türme und Erdspeicher) über das gesamte Stadtgebiet verteilt, wovon noch 10 in Betrieb sind. So befindet sich zum Beispiel der größte Speicher an der Oberbergischen Straße. Er besteht aus 6 Behältern mit einem Fassungsvermögen von jeweils 10.000 m³. Vier werden mit Uferfiltrat aus Benrath versorgt und die beiden anderen sind an die Talsperren angebunden. Wobei die Möglichkeit besteht das Wasser in die eine oder andere Richtung abzugeben. Die Behälter werden alle 2 Jahren gereinigt. Dazu werden sie leer gezogen.

Es ist beeindruckend wenn man dann die Gelegenheit hat, einmal einen solchen Behälter von innen anzusehen. Um die Wasserversorgung des Bergischen Landes noch sicherer zu machen, wurde zusätzlich die Dhünntalsperre gebaut. Der tägliche Verbrauch an Trinkwasser wird von den verschiedenen Quellstationen geliefert. Aber wie hoch ist der Wasserbedarf in Wuppertal überhaupt? im Jahr 2018 mussten 52.064 Haushalte mit Trinkwasser versorgt werden. Das Versorgungsgebiet der WSW beträgt 168 Quadratkilometer und verfügt über ein 1.112 Kilometer langes Leitungsnetz. Die benötigten Trinkwassermengen schwanken stark, sowohl über den Tag als auch von der Jahreszeit abhängig. So merken es die Wasserwerke zum Beispiel, wenn bei einem gefragten Fußballspiel der Anpfiff ist und wann Halbzeit. Große Schwankungen gab es aber auch tageweise: So gab es am 1. Weihnachtstag 2018 einen Wasserverbrauch von 57.549 m³, am 7.08.2018 waren es 85.359 m³.

Um diese Schwankungen, vor allen Dingen die täglichen abzufangen, dient die Wasserreserve in den Behältern. Als vor wenigen Jahren das Wasserwerk Benrath für über ein Jahr vom Netz genommen wurde, dass es keinen Engpass gab, versorgten die Talsperren dabei doch das gesamte Stadtgebiet mit Trinkwasser. Hinweis WSW: Der Satz ist nicht „rund“ und muss überarbeitet werden! Im Normalfall wird der westliche Teil von Wuppertal, also auch Vohwinkel, mit Benrather Wasser versorgt.

Innenansicht des Unterwasser-Depots.

Zur Wasserversorgung kann abschließend gesagt werden, dass wir in Wuppertal auch in der Zukunft eine sichere Versorgung mit Trinkwasser haben werden, bedingt durch die Vielseitigkeit. Die Talsperren hatten auch in den zurückliegenden heißen Sommern immer noch ausreichend Wasser, und das Uferfiltrat des Rheins liefert immer Wasser. Zurück zu „unseren“ Wasserbehältern hier in Vohwinkel. Der Wasserturm an der Roßkamper Höhe steht zum Verkauf. Er ist eine liebgewordene Landmarke auf die wir Vohwinkeler nicht gerne verzichten möchten. Vielleicht findet sich ja ein Käufer, der eine ausgefallene Idee hat, zur Weiternutzung des Turms. Es gibt ja einige Beispiel im Umfeld. Man denke nur an den Umbau des Gaskessels in Heckinghausen oder die Umnutzung des Gräfrather Wasserturms. In Heckinghausen entstand im Kessel ein Sportpark mit Restaurant.Weitere Beispiele findet man im benachbarten Ruhrgebiet. Wenn man in einem Gaskessel ein Gebäude errichten kann, könnte man doch vielleicht auch um den Wasserturm ein Gebäude errichten? Vielleicht noch einen Schritt weiter gesponnen, könnte man den noch vorhandenen Wasserbehälter als Pool nutzen und außenherum eine Sonnenterrasse bauen.

Zu den Behältern Bolthausen: Es ist beeindruckend, wenn man die Ausmaße dieser Räume erleben darf. Auch dort kommen dem Betrachter gleich viele Ideen, was man damit alles machen könnte. Vielleicht eine Großdisko oder ein Weinkeller mit tollem Weinlokal? Die WSW verpachtet das Gelände an eine Konzerntochtergesellschaft, die dort eine Bodenrecyclinganlage errichten und betreiben wird. Da diese überirdisch ist, kann man ja immer noch träumen, was unterirdisch möglich ist. Schön wäre es auf jeden Fall, wenn dieses unterirdische Reich erhalten bliebe.


Text: Udo Johenneken
Bilder: Uli Kopka